Ihre Schritte knirschen auf dem Kies des Strandes. Ein Tropfen Blut reist langsam zu Boden und vereint sich mit den Algen, die die See anspült. Er tanzt in den Fluten und wird schmaler und schmaler, bis er nicht mehr zu sehen ist. Zusammen mit den Algen verschwindet er bei der nächsten Welle vollkommen.
Kälte kriecht wie ein uneingeladener Gast in ihre Knochen. Sie reitet auf einem kräftigen Herbstwind zu ihnen. Die Kleidung vollkommen durchnässt machen sie ein paar schwere Schritte in das Landesinnere. Nässe und Kälte machen das Gehen mühselig. Sie werden von dem Gewicht des Meeres zurückgehalten. Der Wind beißt in ihre Wangen, zerrt sie zurück und brennt auf der Haut.
Sie wandern bleiern dorthin, wo die Wellen sie nicht mehr erreichen können. Wo das Meer ihnen nicht mehr den Lebensgeist herausreißt.
Mit dem dunklen Himmel über ihren Köpfen sucht der beißende Frost seinen Weg. Der Wind, der ihre Segel gefüllt hatte, ist jetzt ihr schlimmster Feind. Er hatte sie nach Hause treiben wollen. Hatte sie auf der See umarmt. Ihnen Hoffnung gegeben. Jetzt beißt er sich in ihren Haaren und Bärten fest. Reißt an der Haut und will sie in die Knie zwingen. Bald wird selbst die See gefroren sein. Der Schnee wird seinen weißen Schleier über diese Welt legen. Die ersten dicken Flocken sind nicht mehr weit. Er kann sie in der Luft riechen mit ihrem frischen Duft. Sie würden sich über die dunklen Tannen am Rande des Strandes legen. Es würde nichts mehr von dem Gras übrig bleiben, das wie Finger nach den kleinen Steinchen griff. Selbst der hochgewachsene Farn würde dem heraneilenden Winter nicht standhalten können. Der Duft nach Moos würde verfliegen und der klirrenden Kälte platz machen.
Er lässt sich in den Kies fallen, zitternd. Die Steinchen pressen gegen seine mit Schwielen übersäten Hände. Er greift in den Boden und untersucht ihn. Riecht daran, reibt ihn zwischen seinen kräftigen Fingern. Sand rieselt von seiner Hand nach unten. Er wirft die Steine wieder auf den Boden und blickt in die Ferne. Vor der Steilküste sinkt das Boot, das so lange ihr zu Hause war. Es sank unerbittlich mit all den Reichtümern.
„Wir müssen hier weg!“ Der Junge kroch zu ihm rüber. Deutlich verletzt, wie er selbst. Blut quoll dick aus seiner Schulter. Er hielt sich die Wunde, die seine Finger rot färbten. Mit einem Blick wie ein Welpe sah er ihn an.
Der Alte stand auf, den Blick immer noch fest in der Ferne. „Nein! Wir bleiben und kämpfen. Wer wegläuft stirbt nur müde.“
Der Junge nickt. Sein Gesicht grimmig verformt lässt er seine Wunde los. Mit einem schnellen Griff reißt er seine Axt aus dem Gürtel. Sein Griff festigt sich um das Holz, während Blut den Kies verfärbt. „Dann singen wir unser eigenes Lied des Todes.“
„Noch vor dem Abend werden wir an Odins Tafel speisen, mein Freund.“
Die Männer lachen auf. Sie blicken in die Ferne. Das andere Schiff liegt in der See, während mehrere Ruderboote sich den beiden nähern. Es sind so viele Männer. Fremde, die nach ihren Schätzen gierten und sie dennoch auf den Grund des Meeres befördert hatten. Fremde, die ihre Brüder getötet und ein Leck in ihren Bug geschlagen hatten. Männer, die mit Feuer und Eisen kamen.
Der Junge dreht sich zu dem Alten. Er legt ihm eine Hand auf die Schulter, die Axt fest in der anderen. Sein feines Lächeln gräbt zwei Falten in sein junges Gesicht. „Das hier ist nicht unser Heim, oder?“
„Nein, das ist es nicht.“ Der Alte senkt kurz den Kopf. Er nutzt diese Bewegung um seine eigene Axt zu greifen.
Die Ruderboote landen an dem kiesigen Strand. Männer rennen mit klappernden Rüstungen auf sie zu. Und der Alte würde recht behalten. Noch vor dem Abend speisten sie an Odins Tafel.